Seit Mitte Mai 2025 sind auf TikTok vermehrt Postings zum Trend „Propaganda, I’m Not Falling For“ zu sehen – und der Trend schwappt schnell auf Instagram über. Unter der Headline teilen Nutzer:innen Listen von Dingen, die sie als Propaganda empfinden – gesellschaftliche Normen, Trends oder Marketingbotschaften, denen sie nicht mehr folgen wollen.
Wir haben den viralen Ansatz aufgegriffen und sowohl auf unseren Kanälen als auch für einen Kunden in einen Business-Kontext gegossen. Es geht um Aussagen und Features, die wir in unserer Nische oft hören – aber so nicht stehen lassen wollen.
Hier geht’s den Aussagen aus unserem Reel an den Kragen:
- “Wieso Rehkitze retten, wenn die Jäger sie erschießen, wenn sie größer sind?”
- Urheberrechtlich geschützte Musik und trending Sounds in Business-Reels
- „Die Server stehen eh in Europa – also DSGVO passt schon.“
- “Corporate Storytelling ist nur was für große Unternehmen.”
- Die gratis Version von ChatGPT beruflich nutzen
1. „Wieso Rehkitze retten, wenn die Jäger sie erschießen, wenn sie größer sind?“
Manche möchten meinen, dass eine gewisse Anzahl an Rehen pro Jahr sowieso von der Jägerschaft erlegt wird. Ja, das stimmt – so wird der Wildbestand reguliert und gesund gehalten. Auf unseren Rehkitz-Rettungseinsätzen haben uns die anwesenden Jäger:innen jedoch erzählt, dass manchmal bereits die gesamte Abschussliste fürs laufende Jahr bei der Mahd verloren gehen kann. Diese Mähtode werden als echter Verlust angesehen, da die Jungtiere sehr wertvoll für das Revier sind.
Ganz zu schweigen von den fatalen Folgen, die das sogenannte Totengift – mit Betonung auf Gift – von während der Mahd getöteten Tieren in Heu- und Siloballen bei der Verfütterung anrichten kann. Daher ist es sowohl den Landwirt:innen als auch den Jäger:innen, die wir auf unseren Einsätzen bislang unterstützt haben, ein großes Anliegen, ihre Mahd so rehkitzfreundlich wie möglich zu gestalten.
Die Aussage, dass die Kitze, die wir aus den Wiesen heben, „eh irgendwann sterben“, kann man sich also sparen. 😉
2. Urheberrechtlich geschützte Musik und Trending Sounds in Business-Reels
Täglich grüßt das Insta-Tier: Reels von Unternehmensseiten, die dank aktueller Musikhits und Trend-Audios in den Analytics durch die Decke gehen. Ist der Sound jedoch nicht ordnungsgemäß lizenziert, darf er nicht zu kommerziellen Zwecken verwendet werden. Das bedeutet: Er ist für jegliche Kommunikation im Sinne von Geschäftsinteressen tabu.
Auch sogenannte „Original Audios“, die nicht direkt aus der Instagram-Musikbibliothek stammen, sondern von Nutzer:innen selbst hochgeladen wurden, haben eine:n Urheber:in. Ist das Nutzungsrecht mit dieser Person nicht abgeklärt – Stichwort Lizenzierung – ist der Sound für kommerzielle Zwecke ebenfalls nicht verwendbar. Egal, ob er für ein Business-Konto innerhalb der App verfügbar ist oder nicht.
Wer sicher gehen will, checkt Sounds für die Meta-Plattformen (Instagram, Facebook, WhatsApp, Threads, Messenger) in der Meta Sound Collection und/oder greift auf Anbieter für royalty-free Musik und Soundeffekte mit passender Lizenzierung zurück. 😌
3. „Die Server stehen eh in Europa – also DSGVO passt schon.“
Seit die DSGVO 2015 politisch beschlossen und 2018 verbindlich anwendbar wurde, bin ich – Tina – zwangsläufig zu einer Art Datenschutz-Nerd geworden. Ich bin eine von den Leuten, die die Nutzungsbedingungen von Meta, TikTok und CapCut wirklich durchgelesen haben (Spoiler: Die mobile CapCut-App darf auch nicht für kommerzielle Zwecke genutzt werden. Just sayin‘.).
Im Marketing-Kontext sprießen regelmäßig neue Tools, Plattformen und Apps aus der Erde – viele davon stammen von US-Unternehmen. Laut DSGVO gilt die USA (ohne zusätzliche Vereinbarungen) als unsicheres Drittland.
„Aber die haben die Server eh in Europa stehen!“
Ja, aber: Hat das Unternehmen einen Sitz in den USA, kann die US-Regierung unter bestimmten Bedingungen auf die Daten zugreifen – egal, wo die Server physisch stehen.
Mittlerweile sind viele Anbieter jedoch unter dem EU-U.S. Data Privacy Framework (DPF) zertifiziert. Das gewährleistet einen angemessenen Schutz bei der Übermittlung personenbezogener Daten in die USA. Zusätzlich bieten viele ein Data Processing Addendum (DPA) an, das meist integraler Bestandteil der Nutzungsbedingungen ist. Ein separater AV-Vertrag ist in vielen Fällen nicht erforderlich, sofern das DPA aktiv Bestandteil der AGB ist.
Die DSGVO verlangt: Transparenz.
Also: In die Datenschutzerklärung gehört, mit welchen Tools (z. B. Newsletter, Chat-Automatisierung etc.) ihr arbeitet – und ob diese Anbieter einen Sitz außerhalb der EU haben.
4. „Corporate Storytelling ist nur was für große Unternehmen.“
Habt ihr eine Visitenkarte von uns zur Hand? Nein? Darauf steht nämlich:
„Even the smallest person can change the course of history.“
Sowas Ähnliches hat Galadriel zu Frodo gesagt – und ihr merkt schon, worauf ich hinauswill, oder?
Jede noch so kleine Geschichte jedes noch so kleinen Unternehmens ist immer noch eine Geschichte, die erzählt werden kann – und erzählt werden sollte. Authentisches Storytelling und epische Legenden fangen niemals riesengroß an. Sie beginnen schon mit dem ersten Schritt ins Abenteuer „Unternehmertum“. Und dann entwickeln sich um euch – die Protagonist:innen – herum der Plot, die Sidekicks, das Setting, die Locations, Plottwists, Cliffhanger und mehr.
5. Die Gratis-Version von ChatGPT beruflich nutzen
Warum das nicht g’scheit ist? Weil OpenAI die Daten, die ihr in die kostenlose Version eingebt, theoretisch zum Training seiner KI verwenden kann.
Stichworte: DSGVO, personenbezogene Daten, Unternehmenssitz in den USA etc.
Prompts wie „Kontrolliere diese Liste an E-Mail-Adressen auf Duplikate“ sind also bereits problematisch, wenn darin personenbezogene Daten stecken.
Aber ChatGPT ist doch so klasse und praktisch? Stimmt. Dann macht ein Upgrade auf den Team-Tarif! Dort werden Eingaben nicht zum Training genutzt, habt ihr mehr Kontrolle über eure Daten, und ein DPA (AV-Vertrag) ist inklusive.