Ein Hektar neue Bienenweide in Vorau
Ein Mostgut, ein Ingenieurbüro und ein Stück Agrarland treffen sich in einer Bar… oder besser gesagt im Hofladen beim Kuchi. Dort entstand vor einiger Zeit eine wunderbare Kooperationsidee, die nun in die Tat umgesetzt wurde. Kuchis Bienenwiese powered by GeiAir ist angesät.
Aber beginnen wir ganz von vorne. Wer ist besagter Kuchi?
Das Mostgut Kuchlbauer liegt als landwirtschaftlicher Familienbetrieb im grünen Herzen Österreichs, genauer gesagt in der nördlichen Oststeiermark in Riegersbach bei Vorau. Die Familie Haspl vulgo Kuchlbauer verwandelt dort die Früchte ihrer Obstbäume in vorzügliche Tropfen. Apfelwein, Fruchtsäfte, Edelbrände und Liköre sind neben zahlreichen weiteren Spezialitäten nicht nur im Hofladen zu erwerben, sondern können auch mehrmals im Jahr gemeinsam mit regionalen Schmankerln direkt in der Mostschank genossen werden, wenn ausgsteckt is. Der Betrieb blickt auf eine langjährige Tradition zurück. Das erste Mal 1450 urkundlich erwähnt, reichen seine Wurzeln vermutlich bis zur Gründung der Gemeinde Riegersbach um 1230 zurück.
Das wertvolle Wissen rund um die Mosterzeugung wurde über viele Generationen hinweg weitergegeben und am landwirtschaftlichen Betrieb stets verfeinert. Die Familie Haspl hat es sich zum Ziel gesetzt, das beinahe in Vergessenheit geratene Naturgetränk wieder zu einem erfrischend-fruchtigen, modernen und genussvollen Erlebnis zu machen. Und das gelingt den Kuchis meisterhaft. Jahr für Jahr räumen Most, Schnaps und Co zahlreiche Preise und Prämierungen bei den renommiertesten Bewertungen Österreichs ab. Bei der größten und bedeutendsten Bewertung in Wieselburg für landwirtschaftliche Produkte europaweit – nur so als Beispiel – konnte das Mostgut Kuchlbauer heuer drei Siege(goldene Birnen) für Most nach Vorau holen. In der Kategorie Goldenes Stamperl konnten einmal Gold für Edelbrand und zweimal Bronze für Liköre erzielt werden. In den Regalen im Hofladen tummeln sich auch zwei Landessieger der steirischen Bewertung für Most und zwei Goldmedaillen für die Edelbrände von Junior Chef Michael (die Kleine Zeitung berichtete).
Und um diesen Michael gehts bei Kuchis Bienenwiese. Michael „Kuchi“ Haspl und seine Julia sind sehr tatkräftig im Team Kuchlbauer aktiv und tüfteln laufend neue Köstlichkeiten aus. Innovativ wie sie ist, die neue Generation, denkt auch ihr vielseitiger Freundeskreis – quasi ihr „Netzwerk“, wie man im Business heutzutage so schön sagt.
Zur neuen Generation gehört nämlich auch das Ingenieurbüro GeiAir – 2019 gegründet von Peter „Petzi“ Geier, ebenfalls gebürtiger Vorauer und sogar über drei Ecken mit den Kuchis verwandt. Neben den paar Tropfen Most, die auch in seinen Adern mitfließen, schlägt Petzis Herz wie das von Kuchi stark für die Umwelt und Nachhaltigkeit. Auch bei der Firma GeiAir stehen Auszeichnungen im Büro. 2019 durfte Petzi den Star of Styria entgegennehmen. Diese von der WKO ins Leben gerufene Auszeichnung wird an Top-Lehrabsolventen, ihre Ausbildungsbetriebe sowie Meister- bzw. Befähigungsprüfungsabsolventen verliehen. Menschen, die mit hohem Einsatz in berufliche Aus- und Weiterbildung investieren, sichern den Erfolg in der Zukunft und werden mit diesem Award vor den Vorhang geholt und wertgeschätzt.
Das Kerngeschäft von GeiAir liegt in der Planung, Begleitung und Überwachung von HKLS-Haustechnikprojekten. Heizung, Klima, Lüftung und Sanitärbereiche inkl. der Einbindung von solaren Energiegewinnungsanlagen spielen eine wesentliche Rolle für die angestrebte Energiewende in Richtung nachhaltiger Lösungen. Umweltfreundliche Ansätze können bei einzelnen Einfamilienhäusern beginnen, und sich über Mehrparteien-Wohnbauten bis hin zu riesigen Industriegebäuden durchziehen. Auf dieser Ebene ist es sogar dem kleinen Zwei-Personen-Unternehmen GeiAir als Ingenieurbüro möglich, seinen Teil beim Umweltschutz beizutragen.
Und ohne wen funktioniert die Umwelt und – in unserer Kooperation – der Lebenszyklus von mostäpfelspendenden Obstbäumen ganz, ganz schlecht? Genau, Bienen.
Die kleinen, flauschigen, schwarz-gelb-gestreiften Sumsis sind essenziell für jeglichen Fruchtertrag in der Landwirtschaft. Darüber hinaus hat Einstein angeblich mal gesagt, dass die Menschheit vier Jahre nach einem Aussterben der Bienen ebenfalls aussterben würde. „Essenziell“, also lebensnotwendig, ist somit ein wirklich sehr treffendes Adjektiv im Bezug auf Bienen. Da sich Kuchi und Petzi beim Anblick jedes einzelnen fleißigen Bienchens in freier Wildbahn erfreuen, kam die Idee auf, den Insekten ein wenig unter die Flügel zu greifen und optimalen Lebens- und Arbeitsraum für sie zu schaffen. Das Projekt Bienenwiese war geboren.
Bienenweide mehrjährig nach Veitshöchheimer Art
Kuchi brachte sofort eine sich anbietende Böschung zwischen zwei seiner Felder ins Spiel. „Aber wenn, dann tun ma gscheit“, und dem Projekt Bienenwiese wurde ein ganzer Hektar gewidmet. Eine artenreiche Blühmischung bestehend aus 50 verschiedenen ein- und mehrjährigen Wild- und Kulturarten wurde auserkoren. Die Pflanzen werden ein ausdauerndes Blütenangebot für Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und Nützlinge bieten. Ein (Über)Lebensraum mit energiereichem Nektar, Pollen und Winterschutz entsteht. Mit von der Partie:
- Scharfgarbe
- Färberkamille
- Echter Wundklee
- Nickende Distel
- Kornblume
- Wiesen-Flockenblume
- Skabiosen Flockeblume
- Wilde Möhre
- Gewöhnlicher Natternkopf
- Echtes Johanniskraut
- Echter Alant
- Herzgespann
- Große Wiesenmargerite
- Österreichischer Lein
- Moschus Malve
- Wilde Malve
- Acker Vergissmeinnicht
- Gemeine Nachtkerze
- Sand Esparsette
- Futter-Esparsette
- Oregano
- Klatschmohn
- Gelbe Reseda
- Färber Reseda
- Wiesensalbei
- Kleiner Wiesenknopf
- Traubenkropf Leimkraut
- Gewöhnliche Goldrute
- Straußmargerite
- Breitblättriger Thymian
- Berg Klee
- Purpur Klee
- Großmütige Königskerze
- Mehlige Königskerze
- Schwarze Königskerze
- Dill
- Borretsch
- Ringelblume
- Koriander
- Echter Buchweizen
- Wilder Fenchel
- Sonnenblume
- Gewöhnlicher Hornklee
- Mauretanische Malve
- Hopfenklee
- Luzerne
- Schwarzkümmel
- Mariendistel
- Rotklee
- Weißklee
Aussat am 1. Mai 2021
Mit einer gehörigen Portion Motivation, schwerem und leichtem Gerät sowie einem Tragerl (M)Oststeirer und (M)Oststeirerinnen sind Team Kuchi (Kuchi, Julia und Nero 🐕) und Team GeiAir (Petzi und Tina) am Tag der Arbeit am Feld in Vorau angerauscht. Das Wetter hätten wir besser nicht vorbestellen können. In der Nacht auf Samstag gab es leichten Niederschlag, der Boden war daher wunderbar für die Aussaat vorbereitet. Der Vormittag empfing uns mit strahlendem Sonnenschein. Nach rund 1,5 Stunden am Feld war die Bienenwiese erfolgreich auf genau 0,92 ha ausgesät. Danach war uns der Wettergott gleich nochmals hold und goss die frisch angebaute Aussaat in der Nacht auf Sonntag mit 15 mm Regen auf dem Quadratmeter – perfekt zum Anwachsen. Und nun heißt es warten, beobachten und hoffen. Wir halten euch auf dem Laufenden! 😉